Wenn man mit zwei Kompaktkameras unterwegs ist, vergibt man natürlich den eigentlichen Vorteil der geringen Abmessungen und des geringen Gewichts. Für die Jackentasche taugt das nicht mehr. Interessant ist es aber allemal zu sehen, wie sich die Sigma DP1s und Dp2s ergänzen bzw. wo die Vorteile der einen oder anderen Kamera liegen. Und immerhin sind die beiden zu zweit noch kompakter als eine Spiegelreflexkamera mit zwei Wechselobjektiven.

Eine Fahrt nach Düsseldorf diente in diesem Fall als Gelegenheit, beide Kameras parallel einzusetzen. Das Wetter hätte nicht besser sein können: strahlend blauer Himmel und Sonnenschein ohne Ende – da lacht der in beiden verbaute Foveon-Sensor, dessen Farbintensität bekanntlich einhergeht mit dem entsprechenden Lichthunger.

Rein äußerlich handelt es sich bei den Sigmas um Zwillingsschwestern, bei denen man schon sehr genau hinsehen muss, um überhaupt einen Unterschied zu erkennen. Aber in einem entscheidenen Punkt unterscheiden sie sich dann doch, nämlich beim Objektiv.
Während das 16,6mm Objektiv der DP1s einer Kleinbild-Brennweite von 28mm entspricht, also einem ordentlichen Weitwinkel, verfügt die DP2s über eine so genannte Normalbrennweite von umgerechnet 41mm. Damit ist die DP2s auch für Portraits geeignet, zumal die Lichtstärke von 2.8 in Verbindung mit dem relativ großen Sensor ein schönes Freistellen des Motivs erlaubt.

Die Dp1s geht dafür raumgreifender zur Sache und eignet sich dementsprechend besonders gut für weite Landschaften und Stadtansichten.

Mit 41mm Brennweite ist aber auch die DP2s flexibel genug, landschaftliche Weite abzubilden, wenn auch eher neutraler, weniger effektvoll, als dies mit einem echten Weitwinkel machbar ist.


Um die Charakteristik der Objektive zu umschreiben, würde ich sagen, dass die DP2s ihre Motive etwas intimer abbildet. Man ist mittendrin im Geschehen, während die DP1s eher Distanz schafft – manchmal bis hin zur Abstraktion.


Was die Abbildungsqualität angeht, gibt es bei keiner der zwei Kameras Grund zur Klage. Die Objektive sind Spitzenklasse und verwöhnen den Sensor mit einer Detailschärfe, die das Betrachten der Fotos auch bei 100% Ansicht am Computer zum Vergnügen macht.
Die Farbwiedergabe beider Kameras ist durchaus vergleichbar – kein Wunder, ist doch der Sensor identisch. Vielleicht ist die DP2s etwas neutraler abgestimmt, ihre Bilddateien etwas gutmütiger und unproblematischer zu verarbeiten, wogegen die DP1s fast schon übers Ziel hinaus schießt: sie scheint das schöne Wetter und die leuchtenden Farben noch inniger zu lieben als ihre Schwester. Dabei handelt es sich aber nur um Nuancen, und natürlich kann man die Unterschiede in Sigmas RAW-Konverter angleichen. Mir fiel auf, dass die DP2s grundsätzlich knapper belichtet als die DP1s. Ob das nun an der Kameraabstimmung oder an dem kleineren Bildwinkel des Objektivs liegt, kann ich aber nicht abschließend entscheiden.


Bedenken sollte man bei dem Vergleich der zwei Kameras, dass sie trotz der ähnlichen Typenbezeichnung im Grunde unterschiedlichen Generationen angehören. Das äußert sich in einer leicht unterschiedlichen Bedienung und der merklich langsameren Verarbeitungszeit der DP1s.
Die DP2-Serie hat bereits den TRUE II Prozessor verbaut (die DP1-Serie erst ab DP1x), und das macht sich durchaus bemerkbar. Das Fotografieren mit der DP2s gestaltet sich insgesamt angenehmer. Zwar ist sie im Vergleich zur DP1s nicht dramatisch schneller, aber man fühlt sich im Umgang mit ihr etwas freier, vor allem in Hinblick auf Schreibgeschwindigkeit und Aufnahmebereitschaft. Bewegte Motive allerdings fängt auch ihr Autofokus nicht ohne weiteres ein – aber welche Kompaktkamera leistet das schon?

Auf den ersten Blick sammelt die DP2s Pluspunkte bei der Bedienung. Das Quickset-Menü macht die wichtigsten Aufnahme-Einstellungen auf Anhieb sehr leicht zugänglich. Dies ist bei der DP1s etwas behelfsmäßig nachgebessert. Hier kann man die beiden Zoom-Tasten mit entsprechenden Funktionen belegen, auch getrennt für QS-Menü 1 und 2. Die direkte vollständige Kontrolle über Blendenwert, Verschlusszeit und Belichtungskorrektur bei der DP2s ist ungeheuer intuitiv – und eben auch ganz anders gelöst als bei der DP1s. Das zwingt den Fotografen bei der parallelen Verwendung beider Kameras zum ständigen Umdenken. Bei der DP2s kann man zusätzlich verschiedene Kameraeinstellungen abspeichern und bei Bedarf laden – eine praktische Funktion, die ich aber bisher nicht genutzt habe. Letztlich sind beide Kameras sehr gut und schnell – wenn auch unterschiedlich – zu bedienen.

Obwohl die DP2s einige Vorzüge aufweist, habe ich in Düsseldorf häufiger zu DP1s gegriffen – weshalb die Fotos eben auch nach Sightseeing aussehen. Entscheidend ist jedoch, dass die vermeintlichen Nachteile der DP1s durch ihre Qualitäten vollständig ausgeglichen werden: man freut sich schon im voraus über die zu erwartenden guten Ergebnisse. Denn das kann man mit Sicherheit über beide Kameras sagen: sie liefern Bildergebnisse zuverlässig auf hohem Niveau ab – und in dieser Hinsicht sind DP1s und DP2s tatsächlich ein hervorragendes Team.

